Sonntag, 9. Oktober 2016

Palermo 3

Die Nacht zum dritten Palermo-Tag war dann etwas haarig. Der CdM schlief schlecht, weil sich schon in den Nächten vorher eine Mückengang im Schlagzimmer zusammengerottet hatte. Allen Anschein nach was sie nun vollständig und startet eine nächtliche Attacke. Erklärtes Ziel: CdM. Wer ihn kennt, weiß: Kampflos wird gar nix überlassen! Bewaffnet mit einer Zeitung lag er im Bett und wartet darauf, dass sich die Biester aus der Deckung wagten. Dann: LICHT AN!! Und auf Sie! Nicht mit Gebrüll, aber mit Geklatsche. 

Ich lag hingegen zeitgleich im Bett, auch wach. Nicht wegen des Geklatsches des CdM. Die kleine Affenbande in meinem Kopf war mal wieder ein Ausbruch gelungen. Heute stand mal nicht Panzerfahren vom Hirnstamm bis zur Stirn auf dem Programm, sondern Polka auf dem rechten Jochbein. „Hacke-Spitze-Hacke-Spitze-eins-zwei-drei“ vom Kieferngelenk bis zur Augeninnenecke, Schlusssprung und zurück. Endlos. Sofern war das Klatschen des CdM lediglich der Beat zum inneren Affentheater. Alleinig das LICHT AN!!! sorgte da noch für einen Extraflash: Jochbeinpolka im Stroboskop-Blitzer-Licht.

Das also das Grundsetting des Tages: Wir, prima erholt.  Darum beschlossen wir, es entspannt anzugehen. Nichts Anstrengendes. Wir entschieden uns, unseren ausgezeichneten Parkplatz direkt vorm Haus aufzugeben, um eine Spritztour durch die Vorstädte Palermos zu machen. Es war Sonntag und laut Reiseführer waren die Palermiten heute nur dort anzutreffen. Unser erster Stopp war ein extrem überlaufendes altes Fischerdörfchen: Mordello. Aber es hatte einen äußerst schönen Strand. Da lagen zwar auch ziemlich viele Italiener drauf rum, aber das störte unseren sonntäglichen Frieden nicht. Der CdM testete das Wasser und dann wurde erst einmal ausgiebig auf der Decke geschlafen. Nachdem wir uns einen Espresso an einer Bar erkämpft hatten, ging es weiter. 

Der nächste Stopp sah einen kleinen Spaziergang am Cappo Gallo vor, denn es herrschte ja Erschöpfung von der tierischen Nacht. Die Affen hatten sich zwischenzeitlich auf den Hirnstamm zurückgezogen und waren wohl etwas erschöpft. Sie spielten lediglich: „Wer hat den dicksten Bauch? – Los, bei drei alle Luft anhalten und Bauch rausstrecken!“ Das war alles wieder im grünen Bereich und ein Spaziergang machbar. Das Ende des Weges war in der Ferne sichtbar. Keine Gefahr.  

Das ging gut, bis sich einen Wegalternative in Form einer Weggabelung auftat. Es stand zur Auswahl: a) leicht links: weiter auf dem Weg mit lieblicher Vegetation oder b) leicht rechts: steil den Berg hinauf, ohne erkennbaren Weg, abgebrannte Erde soweit das Auge blicken konnte, dahinter kahler Felsen.  Ich muss nicht sagen, welche Richtung eingeschlagen wurde, oder? Brauchte keinen Wimpernschlag überlegung beim CdM. Und da das vereinbarte Safewort: "Dchätzhabischabbadieschnauszevoll!" - trotz korrekter Aussprache - nicht die gewünshcte Reaktion brachte, blieb mir nur eins. Um bei den Tiermetaphern zu bleiben: Rohrspatz13 .  Und die Affen kugelten sich lachend auf ihrem Hirnstammfelsen. Aber zum Glück blieben alle friedlich: Die Affen und der CdM. Am Ende war es ein Rundweg und alles Aufregen war nichtig. Was lehrt uns das: Ab und zu auch mal einfach die Klappe halten.

Nach dieser sportlichen Großleistung ging es weiter entlang der Küste. Wir fanden allerdings nur, naja sagen wir „wenig attraktive“ Örtchen. Nach einem kleinen Sundowner fahren wir dann zurück nach Palermo, fanden auch noch einen Parkplatz direkt vorm Haus.


Dann begann es wieder zu regnen. Wir aßen zu Hause und entschlossen uns dann, als der Regen etwas nachließ, mit Schirmen bewaffnet noch einmal in die Stadt zu spazieren. Der CdM mit Badelatschen. Ich mit Lederlatschen. Das war sehr lustig. Wir lernten: Ledersohlen + Regen + palermitische Straßenpflastersteine = kein Problem. Gummisohlen + Regen + palermitisches Straßenpflaster =  Schlitterbahn. Da hing er an meinem Arm, der CdM. Auch mal schön!  

In einer kleinen Bar bekamen wir dann auch noch einen delikaten Snack aus rohem Fisch und zwei außergewöhnliche und leckere Dessertweine. Hmm!  Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört, aber da die Straßen noch nass waren, nahm ich den CdM – nicht ohne Grinsen auf dem Gesicht – ins Schlepptau und wir rutschten gemütlich heim, in unser Quartier.

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